Samstag, 26. Januar 2013

Tag 9, oder: "Die berühmte deutsche Ordentlichkit - oder etwa nicht?"

Nach dem Frühstück musste erst einmal wieder etikettiert werden. Etwa 200 Flaschen Pinot Cuvée habe ich geschafft, dann ging es wieder zu den Reben.In einigen Lagen und Reihen musste in der relativ neu angelegten Begrünung Unkraut "beseitigt" werden... Ganz altmodisch mit der Hacke! Glühend heiß war es und ich natürlich mal wieder viel zu blöd. Statt auf der Schattenseite der Reben zu laufen, arbeitete und ging ich immer in der prallen Sonne. Das wurde mir aber dann erst an meinem Sonnenbrand bewusst! :-)



Ich war mit dem Senior unterwegs, der Junior spritzte unterdessen wieder. Während einer kleinen Pause (bevor wir die letzte Reihe beim Grauburgunder in Angriff nahmen) zeigte mir der Helmut noch ein paar Reihen eines anderen Winzers aus biologischem Anbau (oder heißt es dann in biologischem Anbau?). Das mit Bio ist ja alles schön und gut, aber die Weinberge sehen dafür umso verbotener aus. Dort ist es dann nämlich dahin mit der deutschen Ordentlichkeit. Zumindest bei diesem Beispiel! Die Reben waren teilweise sehr stark mit Mehltau befallen, hatten kaum noch Blattfläche und das Unkraut... Ja, das Unkraut war schon größer gewachsen als die Reben selber! Ist das der Sinn von Bio? Ist es das, was angeblich gesünder ist? Eine Diskussion, die schon tausende Male durchgekaut wurde, aber immer noch seine interessanten Seiten hat! Diese jetzt aufzuwerfen wäre Schwachsinn, ihr dürft aber gerne fleißig kommentieren!
Eigentlich will ich es ja gar nicht dazu schreiben, aber da ich es notiert habe bekommt ihr es auch zu lesen. Den Tag davor war ich mit Helmut im Auto unterwegs. Sinn und Zweck: Revierbesichtigung. Alles, was den Geil's gehörte wurde besichtigt. Dabei kamen wir auch an ein paar Reihen eines anderen Winzers vorbei, der sich in der Nicht-Schnitt-Technik übte. Es sah aus wie das reinste Desaster! Zwar war die Begrünung recht gut gepflegt, aber die Reben sahen eben aus wie in freier Wildbahn gewachsen, ohne Kultivierung oder Pflege. Das ist eben das Problem beim Nicht-Schnitt. Erst einmal muss man die Zeit abwarten, bis die Rebe von selbst Wuchs und Ertrag reguliert hat. Erst dann lohnt sich dieses System meiner Meinung nach wirklich!

Nach der Mittagspause mussten dann Flaschen in 6er-Kartons umgepackt werden. Das dauerte entgegen aller Erwartungen ewig, geschah aber ganz im Sinne der deutschen Ordentlichkeit! Als letzte "Amtshandlung" des Tages durfte ich als Praktikant zusammen mit dem Senior-Chef den Zwischenboden im Kelterhaus erneuern. Also den alten raus, ausgemessen, den neuen zugeschnitten und rein damit und fest geschraubt!
Was sich hier in ein paar Worten locker auf der Tastatur schreibt, dauerte damals gute vier Stunden! :-)

Das Highlight kam nach Feierabend. Eigentlich das Highlight des ganzen Praktikums, wenn man von meinen bisherigen Prioritäten ausgeht, nämlich Süßwein, denn Süßwein ist einfach nur geil! Dabei waren Huxelrebe in zweifacher Ausführung (einmal Spätlese und einmal Auslese), Alpalonga (Spätlese) und eine "oberaffengeile" Riesling Beerenauslese aus 2011, die aber gerne noch ein bisschen älter werden darf. Das war der Abschluss eines solch anstrengenden aber auch nachdenklichen Tages.
Aber war das wirklich das Highlight des Praktikums? Nein! Denn ich habe Rheinhessen noch ganz anders kennen gelernt! Aber dazu demnächst mehr!

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