Sonntag, 10. Februar 2013

Die letzten paar Tage, oder: "Abschiedsstimmung"

Über die letzten paar Tage habe ich gar nicht so viele Notizen. Ich hatte mich eingelebt und es wurde so ziemlich alles zur Routine. Scheurebe und andere Weine mussten etikettiert und in die Boxen gestapelt werden. Der Andreas musste weiterhin spritzen, deswegen war ich meist mit dem Senior unterwegs. Unter anderem auch im Weinberg, beim Riesling musste das Blattwerk noch gestutzt werden. Auch verrückte Arbeiten fielen an. Im Treppenhaus in den Keller hinunter musste das Fenster ausgewechselt werden. Nachdem ein sicheres Gerüst gebaut war wurde das alte Fenster "behutsam" aus der Wand entfernt. Das neue wurde eingepasst und fertig. War eigentlich relativ einfach.
Doch wie schon im Titel geschrieben steht, kam in den letzten Tagen eine Art "Abschiedsstimmung" auf. Waren die zwei Wochen wirklich schon vorbei? Musste ich wirklich schon wieder gehen? Ich hatte mich eingelebt, hatte Gefallen am Wonnegau gefunden, an den Menschen, der Landaschaft, dem Wein, der Arbeit. Ich hatte die Familie Geil ins Herz geschlossen, genau wie ich denke, dass die Familie Geil mich ins Herz geschlossen hat. Am Sonntag war es dann so weit. Ich habe Rheinhessen den Rücken gekehrt. Aber nicht ohne das Versprechen, zurückzukehren!

Samstag, 26. Januar 2013

Tag 9, oder: "Die berühmte deutsche Ordentlichkit - oder etwa nicht?"

Nach dem Frühstück musste erst einmal wieder etikettiert werden. Etwa 200 Flaschen Pinot Cuvée habe ich geschafft, dann ging es wieder zu den Reben.In einigen Lagen und Reihen musste in der relativ neu angelegten Begrünung Unkraut "beseitigt" werden... Ganz altmodisch mit der Hacke! Glühend heiß war es und ich natürlich mal wieder viel zu blöd. Statt auf der Schattenseite der Reben zu laufen, arbeitete und ging ich immer in der prallen Sonne. Das wurde mir aber dann erst an meinem Sonnenbrand bewusst! :-)



Ich war mit dem Senior unterwegs, der Junior spritzte unterdessen wieder. Während einer kleinen Pause (bevor wir die letzte Reihe beim Grauburgunder in Angriff nahmen) zeigte mir der Helmut noch ein paar Reihen eines anderen Winzers aus biologischem Anbau (oder heißt es dann in biologischem Anbau?). Das mit Bio ist ja alles schön und gut, aber die Weinberge sehen dafür umso verbotener aus. Dort ist es dann nämlich dahin mit der deutschen Ordentlichkeit. Zumindest bei diesem Beispiel! Die Reben waren teilweise sehr stark mit Mehltau befallen, hatten kaum noch Blattfläche und das Unkraut... Ja, das Unkraut war schon größer gewachsen als die Reben selber! Ist das der Sinn von Bio? Ist es das, was angeblich gesünder ist? Eine Diskussion, die schon tausende Male durchgekaut wurde, aber immer noch seine interessanten Seiten hat! Diese jetzt aufzuwerfen wäre Schwachsinn, ihr dürft aber gerne fleißig kommentieren!
Eigentlich will ich es ja gar nicht dazu schreiben, aber da ich es notiert habe bekommt ihr es auch zu lesen. Den Tag davor war ich mit Helmut im Auto unterwegs. Sinn und Zweck: Revierbesichtigung. Alles, was den Geil's gehörte wurde besichtigt. Dabei kamen wir auch an ein paar Reihen eines anderen Winzers vorbei, der sich in der Nicht-Schnitt-Technik übte. Es sah aus wie das reinste Desaster! Zwar war die Begrünung recht gut gepflegt, aber die Reben sahen eben aus wie in freier Wildbahn gewachsen, ohne Kultivierung oder Pflege. Das ist eben das Problem beim Nicht-Schnitt. Erst einmal muss man die Zeit abwarten, bis die Rebe von selbst Wuchs und Ertrag reguliert hat. Erst dann lohnt sich dieses System meiner Meinung nach wirklich!

Nach der Mittagspause mussten dann Flaschen in 6er-Kartons umgepackt werden. Das dauerte entgegen aller Erwartungen ewig, geschah aber ganz im Sinne der deutschen Ordentlichkeit! Als letzte "Amtshandlung" des Tages durfte ich als Praktikant zusammen mit dem Senior-Chef den Zwischenboden im Kelterhaus erneuern. Also den alten raus, ausgemessen, den neuen zugeschnitten und rein damit und fest geschraubt!
Was sich hier in ein paar Worten locker auf der Tastatur schreibt, dauerte damals gute vier Stunden! :-)

Das Highlight kam nach Feierabend. Eigentlich das Highlight des ganzen Praktikums, wenn man von meinen bisherigen Prioritäten ausgeht, nämlich Süßwein, denn Süßwein ist einfach nur geil! Dabei waren Huxelrebe in zweifacher Ausführung (einmal Spätlese und einmal Auslese), Alpalonga (Spätlese) und eine "oberaffengeile" Riesling Beerenauslese aus 2011, die aber gerne noch ein bisschen älter werden darf. Das war der Abschluss eines solch anstrengenden aber auch nachdenklichen Tages.
Aber war das wirklich das Highlight des Praktikums? Nein! Denn ich habe Rheinhessen noch ganz anders kennen gelernt! Aber dazu demnächst mehr!

Freitag, 4. Januar 2013

Tag 7 und 8, oder: "Was, das habe ich alles getrunken?"

Jaja, Tag 7... Das war Sonntag. Neuerung Nummer eins an diesem Tag: Ausschlafen! War echt eine schöne Sache! Und dann kam das Highlight. Frühstücken mit der ganzen Familie im Garten. Saubere Sache! Es wurde viel erzählt, ich wurde massenhaft ausgefragt. Das war einfach nur toll! Tja. Nach dem Essen ein bisschen in der Fachliteratur geschmökert, die mir der Andreas gegeben hat. Und dann? Tja, ab hier muss ich aus meinem "Praktikumstagebuch" weiter erzählen. Selber habe ich nämlich keine Erinnerung mehr daran! :-D
Laut Notizen muss ich ziemlich viele Weine probiert haben. Die (halb-) leeren Flaschen gaben am nächsten Tag einen groben Überblick über die Weine. Die alle ziemlich gut und in der Summe anscheinend ziemlich schädigend für mein Erinnerungsvermögen waren! Muss aber trotzdem ein ganz schöner Abend gewesen sein! Und eins habe ich auch gelernt daraus: Lieber mal den Wein ausspucken als immer tapfer alles zu trinken!



An Tag  8 ging es wieder raus in den Weinberg. Und das ist allein schon wegen der Landschaft ein Genuss! Wir mussten zum Spätburgunder. Dort musste die Laubwand noch gerichtet werden. Obwohl es noch sehr früh war (etwa 8 Uhr) brannte die Sonne doch schon unbarmherzig. Wieder zurück im Weingut mussten die "Keck-Fässer" vom Restaurant wieder gereinigt und neu befüllt werden (ihr wisst schon, mit der "Geilen Hummel" ;-D). Dann hat mich sein Vater wieder etwas unter seine Fittiche genommen. Der Traktor musste gewartet werden und dann durfte ich ihn zur Maschinenhalle fahren. Das war einfach sau cool! Dort haben wir dann die Spritze angehängt. Der Andreas ist dann in den Weinberg gefahren und hat gespritzt. Währenddessen hat mir sein Vater erzählt, warum und gegen was gespritzt wird. Grundsätzlich wird nämlich nur gegen Oidium (echter Mehltau), Peronospora (falscher Mehltau) und Botrytis (Edelfäule), soweit diese nicht erwünscht ist. Aber Flaschen mussten auch etikettiert werden. Also erst einmal wieder etikettiert. Darin war ich ja aber mittlerweile geübt! Also kein Problem! Als ich damit fertig war wurde in die Lage Westhofener Kirchspiel gefahren, wo der Juniorchef noch fleißig am arbeiten war.... Im Gegensatz zu mir und dem Seniorchef. Aber naja, das Zusehen war auch sehr anstrengend! ;-D

Mittwoch, 2. Januar 2013

Tag 6, oder: "Erleichterung"

Nach Tagen des Schuftens und Bangens (na gut, es waren nur drei Tage...) waren wir mit dem Keller durch. Endlich die Erleichterung!  Etwa 100.000 Liter Fassungsvermögen (alle Angaben ohne Gewähr) wurden erst mit Ätz-Natron gereinigt und dann mit Zitronensäure neutralisiert. Doch auch der letzte Tag im Keller war wieder sehr lehrreich. Unter anderem lernte ich die Abstufung "lieblich" zu "halbtrocken" zu "trocken". Irgendwelche Formeln, die mir sehr missfallen haben, da ich Mathematik im Gegensatz zu Wein nicht vergöttere... Dann gab es noch einiges über das System, Phänomen (oder wie auch immer) der Süßreserve zu hören.


Möchte man einen Wein mit Restsüße, so gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Die Gärung des Mosts bei gewünschtem Restzuckergehalt stoppen.
2) Den Most durchgären lassen und danach Süßreserve hinzugeben.

Möglichkeit Nummer eins hat nichts mit Süßreserve zu tun, interessiert uns hier an dieser Stelle also nicht. Außerdem ist es glaube ich einfacher zu verstehen als die Süßreserve-Methode.
Süßreserve ist ganz einfach filtrierter, geschwefelter, unvergorener Traubenmost. Der wird gelagert, wie ganz normaler Wein auch (nein, nicht in Flaschen, in Tanks! :-D). Wird Wein Süßreserve hinzugefügt, so wird die benötigte Menge entschwefelt und dem Wein zugegeben.
Nach diesem Ausflug in die Chemie (zumindest teilweise) machten wir uns auf die sehr sehr sehr sehr lange Reise zurück zur Mathematik. An ein paar Beispielen durfte ich mit den "L-H-T-Formeln" (Lieblich-Halbtrocken-Trocken-Regeln) herumrechnen. Ein paar Beispiele zur Süßreserve gab es auch ("Wie viel Süßreserve brauche ich, um einen Wein von x g/l Restzucker auf y g/l zu bringen" und so weiter). Das war die reinste Freude - hust hust! Aber zum Feierabend gab es dafür ein Gläschen - natürlich restsüß!

Tag 5, oder: "Der Rasen"

Der Tag fing gut an. Ich musste eine Bestellung fertig packen, die per Spedition versandt werden sollte. Das waren 96 Flaschen, also nicht ganz ohne. Alle 17 Kartons auf 'ne Euro-Palette gestapelt, Versandfolie drum herum und gut war's. Zum Schluss die Transportsicherung und Versandaufkleber drauf. Und raus war das Teil!
Aufgabe zwei an diesem Tag: Die Barriques mussten aufgefüllt werden. Das muss gemacht werden, da Holzfässer grundsätzlich nie zu 100% dicht sind. Das heißt, mit der Zeit verdunstet etwas von dem Wein. Teilweise muss ja auch mal ein Abstich vom Barrique gemacht werden, um die Qualität und den Reifegrad des Weins zu messen oder zu beurteilen. Das senkt den "Grundweinspiegel" teilweise gewaltig. Also muss immer mal wieder etwas vom selben Wein oder vom Wein des vorigen Jahrgangs nachgegeben werden, um das Maximum wieder herzustellen. Das war die Aufgabe. Damit war ich erst einmal beschäftigt. Mit Lampe und Flasche bewaffnet machte ich mich an die Arbeit (6-8 Barriques waren es glaube ich).
Doch plötzlich kam der Senior vorbei. "Andreas, das kannst du doch auch alleine machen, oder? Ich bräuchte den Thorsten nämlich im Wingert!"


Und schon stand ich mitten in einem Weinberg, irgendwo zwischen Monzernheim und Bechtheim. Oder war es zwischen Monzernheim und Westhofen? Also am Westhofener Kirchberg kamen wir vorbei... Naja, ist ja auch egal. Ich stand im Weinberg. Bei der Munitionsausgabe bekam ich einzig und allein eine Unkrauthacke. Und das war auch meine Arbeit. Unkraut entfernen zwischen den Rebzeilen. Hauptsächlich Amarant. Die Dinger waren teilsweise halb so hoch wie die Rebstämme, die mussten also wirklich raus! War ein schweißtreibender Job! Aber am Ende durch die Reihen zu gehen und zu sehen, dass sie schon viel besser aussahen, war Belohnung genug! Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, mir auch mal Sorten anzusehen, die ich live noch nicht kannte. Grauburgunder, Huxelrebe, Portugieser und St. Laurent. Alle schön anzusehen!
Der Senior erklärte mir zudem etwas über Bioregulatoren, Mittel, die aus Gibberelinsäure bestehen (enthalten in Apfelkernen). Im Weinbau finden diese Regulatoren vor allem in der "Ertragsregulierung" und in der "Mostkonzentration" Verwendung. Durch diese Regulatoren wird zum Beispiel das Traubengerüst länger, die Beeren hängen lockerer, einige fallen ab. Das wiederum beugt Fäulnis vor.

Zurück im Weingut dann weiter mit den Barriques. Die leeren mussten nämlich vor der Belegung nach der Gärung dieses Jahrgangs noch einmal geschwefelt werde. Das funktioniert mit Hilfe von Papierstreifen, auf denen Schwefel aufgedampft wurde. Diese werden dann an einen Haken gehängt, angezündet durch das Spundloch in das Fass gehalten. Dieses wird mit einem Stopfen verschlossen und der Haken gleichzeitig fixiert. Dann fängt es erst einmal wunderbar das Stinken an! Während des Vorgangs verteilt sich der Schwefel im Fass, verdrängt den Sauerstoff. Nach einiger Zeit (ein paar Versuche braucht es, dann hat man den Dreh raus) ist der Vorgang beendet, man zieht den Haken raus und verschließt das Loch sofort mit einem Gummipfropfen. Dann kommt das nächste Fass an die Reihe. Kühlt das Gas (Luft kann mann es ja jetzt nicht mehr nennen, es ist wenig bis gar kein Sauerstoff mehr vorhanden) im Fass wieder ab, zieht es sich zusammen und eine Art Vakuum entsteht. Die Fässer sind dann geschwefelt, also steril und absolut dicht, da der Pfropfen durch das Vakuum angezogen wird und dicht abschließt.

Dann kam eine Abwechslung. Es mussten Flaschen etikettiert werden. Vor der Mittagspause haben der Andreas und ich also noch die Etikettier-Maschine auf die Flaschen eingestellt. Doch nach der Pause sollte ich erst einmal den Garten mit Wohnwagen-Stellfläche (ja, so kann man auf dem Weingut auch Urlaub machen)  mähen. Es ist ein wunderschöner Garten mit Beeten und überdachten Sitzgelegenheiten.


Aber es gibt eben auch viel Rasenfläche auf dem gut 3000 m² großen Gelände.


Auf dem Bild ist nur das linke Drittel des Gartens zu sehen... ;-)
Aber nach etwa 2,5 Stunden mit dem Rasenmäher-Traktor war ich fertig. Sowohl mit dem Garten als auch mit den Nerven!

Danach musste ich dann die Flaschen etikettieren. Der Graue Burgunder war es, von 2011. Etwa 100 Flaschen mussten beklebt werden. Mit der Maschine ging das wunderbar. 12 Flaschen auf's Band, zwei Kartons bereitgestellt und schon ging's los! So verging die Zeit aber auch und es wurde Abend - FeierAbend. Und heute war ein ganz besonderer Tag, denn heute stand zum Ausklang noch eine Weißweinprobe an. Einfach nur toll! Weiß und trocken, es war super... Von unten nach oben, sowohl in der Kategorie Preis als auch meinem persönlichen Geschmack! Der Abend dauerte lang, war durchspickt mit etwas Alkohol und vielen guten Gesprächen!
Einige der probierten Weine stehen ja schon hier auf dem Blog...

Das war Tag 5!

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Tag 4, oder: "Na endlich fertig"

Der Tag der Tage kam! Nein, es wurde kein Wein nach mir benannt, ich bekam auch keinen Anteil an der Firma... Aber heute war mit dem Putzen der Tanks endlich Schluss! Heute wurden wir mit dieser grausam in der Nase juckenden Arbeit fertig. Na endlich fertig! Somit waren etwa 50.000 Liter (vertraut bitte nicht meiner Erinnerung, Zahlen sind bei mir Schall und Rauch! Aber ungefähr so viel müssten es gewesen sein!) in der ersten Stufe gereinigt. Jetzt musste nur noch mit Zitronensäure gesäubert werden.


Warum dieses Ereignis nennenswert ist? Ist ja genau das Gleiche wie an Tag 3... Ähm falsch gedacht! Da hatte man sich an die schönen großen Tanks gewöhnt (3.000 - 4.000 Liter), die kleineren  mit 2.000 Litern toleriert und sich gefreut, wie toll das geht. Und am zweiten Tag wird jede Illusion zunichte gemacht, wenn man vor den Tanks unter 1.000 Litern steht (teilweise 700 oder 500 Liter), in denen man nur kniend arbeiten kann und die sogar einer Maus ein Gefühl von Platzangst vermitteln würden! Aber warum eigentlich beschweren, ich musste es hinnehmen. Und am Ende war man dann ja auch stolz wie Otto! Außerdem meinte der Andreas, er liebe die kleinen Tanks, da diese ihm die Möglichkeit geben, zu experimentieren, ein und denselben Wein auf verschiedene Arten auszubauen. Das ist ein großer Vorteil solcher Tanks.
Eine schöne Erfahrung nebenbei an diesem Tag war das Vorbeischauen bei Dreissigacker und Spieß. Und mit Vorbeischauen meine ich eigentlich der kurze Blick aus dem fahrenden Auto. Aber selbst der war schon beeindruckend! Alles sehr modern, der Umbau bei Dreissigacker war damals ja noch gar nicht so lang her (jetzt eigentlich ja auch nur 2 Monate mehr...), man könnte es fast als steril beschreiben, aber auf jeden Fall stilvoll! Wie mir der Andreas anvertraut hat sich nicht nur an der Fassade etwas geändert. Auch im Keller, bei der Ausstattung muss sich etwas geändert, bzw. auf den neuesten Stand gebracht worden sein. Aber nicht nur Architektur habe ich bewundert. Nein, an diesem Tag habe ich auch mein Weinwissen durchaus erweitert. Und damit meine ich ausnahmsweise einmal im theoretischen Sinne!
Ich habe gelernt, was es heißt, wenn ein Wein "grün" ist. Im einfachsten Sinne könnte man es mit "unreif" übersetzen. Es meint aber auf gar keinen Fall, dass der Wein nicht gut ist, weil das Lesegut unreif war. Nein, das hat mit den Farb- und Gerbstoffen der Trauben (, die ja, zwangsweise mit im Wein landen) zu tun. In ihrer Urform passen die Moleküle genau in die Rezeptoren der Zunge und wirken so kratzig und spitz. Nach einiger Zeit der Reife schließen sich die einzelnen Moleküle zu Ketten zusammen und können so nicht mehr in Übermacht an den Rezeptoren andocken. Der Wein wirkt so milder und weicher. Das ist der ganze Zauber. Chemie, die man nicht in der Schule lernt und noch dazu mehr Spaß macht. Bei diesem Gespräch kamen wir dann von Rot- zu Weißwein und der Anstoß für eine Weinprobe war gegeben. Der Andreas hat dann auch gleich alle Weißweine (trocken und feinherb) seines Sortiments in den Kühlschrank gestellt. "Dann können wir die Weine vielleicht sogar schon morgen, auf jeden Fall aber noch diese Woche probieren", meinte er. Und damit mir die Zeit, in der ich warte nicht so schwer fällt, gab er mir noch ein Flasche 2011er Bonus Riesling trocken mit auf's Zimmer. Wie der Wein geschmeckt hat, könnt ihr ja unter der Rubrik "Verkostet" nachlesen. Aber trotz dessen habe ich an dem Abend nur ein Glas geschafft, so fertig war ich...


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Tag 3, oder: "Die Gummi-Monster"

Tag 2 startete mit der Art von Beschäftigung, die die anstrengendste während der ganzen zwei Wochen werden sollte! Es ging daran die Edelstahl- und GFK-Tanks zu reinigen. Gemacht wurde das in einem ersten Schritt mit Natron-Lauge (fieses Zeug!). Und weil das Zeug im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich ätzend ist, musste auch Schutzkleidung angelegt werden. Und genau deswegen ist der Titel dieses Posts auch "Die Gummi-Monster". So sahen der Andreas und ich nämlich auch aus, nachdem Gummistiefel, Schürze, Schutzbrille und Gummihandschuhe am Mann waren.


In einer großen Wanne wurde die Natron-Lauge angemischt. Dann wurde sie über eine Pumpe an eine Düse befördert, diese wurde in den Tank gestellt. So erreichte man so ziemlich alle Ecken des Tanks. War die Flüssigkeit einmal komplett durchgelaufen, schloss man einen Kreislauf zwischen Tank und Düse. So wurde dann jeder Tank etwa 5 Minuten ausgespritzt, wobei die Düse immer mal wieder in eine andere Ecke geschoben wurde. War die Zeit rum, kam der nächste Tank an die Reihe. Und die lustige Aufgabe folgte: Rein in den Tank und mit Wasser ausspritzen. Das konnte ziemlich lustig aussehen!





Ihr seht also, es sind nur wenige Zentimeter in solch einen Tank, aber es ist ein sehr weeeeiter Weg! Erst einmal innen angekommen musste die gesamte Oberfläche erst mit dem Wasser abgespritzt werden und dann jedweder Rest an Schmutz mit der Bürste vernichtet werden. Danach war dann meistens der nächste Tank mit der Natron-Lauge ausgespült und man konnte gleich in den nächsten Tank krabbeln!

Während der Arbeit fragte ich immer mal wieder und der Andreas erzählte auch von sich aus. Zum Beispiel, dass sie so viele kleine Tanks haben (und er diese auch bevorzugt), weil man damit mehr experimentieren kann. Ein und denselben Most kann er (je nach Menge) auf zwei oder mehr verschiedene Arten ausbauen. 

Nach einem Tag hatten wir dann gerade einmal den größeren der beiden Kellerräume gereinigt, in dem fast nur große Tanks ab 3000 Litern standen. Die kleinen, bis 2000 Liter, mussten noch bearbeitet werden. Aber für den Tag war erst einmal Schluss! Oder fast. Die Düse, die Pumpe und alle Schläuche mussten auch noch gereinigt werden, damit sie rückstandsfrei waren! Das ging aber eigentlich recht schnell!

Am Abend dann das große Highlight: Rotweinprobe. Aber nicht irgendwelcher Rotweine, nein! Es waren Rotweine, de sich noch im Ausbau befanden, noch nicht abgefüllt. Allein an sich schon ein tolles Erlebnis. Aber es wurde blind verkostet, klar war immer nur die Rebsorte, manchmal auch der Jahrgang, aber es war nicht klar, ob es sich um einen Wein aus dem Vorlauf oder der normalen Pressung handelte, wie lange der Wein schon im Holzfass war, wie hoch der Restzucker-, Säuregehalt, etc. war. Eine einmalige Erfahrung. Und meine Meinung wurde nicht nur geduldet, nein, sie war auch gefragt. Einfach klasse! Leider gibt es davon keine Bilder...